Ein großes Problem der Menschen, die in den Usambara-Bergen leben ist die fehlende Müllabfuhr. Verpackungs- und Plastikmüll ist allgegenwärtig. Das Ziel unseres aktuellen Projektes ist nicht nur die Wiederverwertung des anfallenden Plastikmülls, sondern auch die Aufklärung über den verantwortungsvollen Umgang mit Abfall.
Dafür bauen wir in einen 20-Fuß-Seecontainer eine Werkstatt, in der Maschinen zum Waschen, Schreddern und Schmelzen des Kunststoffs stehen. Dieser Container wird an die Dorfschule angegliedert. Im Chemieunterricht können die Schüler der 6. bis 10. Klasse lernen, wie aus ihrem Plastikmüll Lineale, Wäscheklammern und Knöpfe werden. Im Biologieunterricht wird auf die Gefahren für die Umwelt eingegangen, die von Kunststoffen ausgehen.
Im Container durchläuft der Kunststoffabfall alle Stationen der Wiederverwertung. Die einzelnen Stationen werden dabei ausführlich erklärt. Die notwendigen Maschinen dafür bauen wir selbst. Das Augenmerk liegt dabei auf einer möglichst simplen Konstruktion. Die Maschinen sollen einfach zu handhaben und zu warten sein.
Für die Lehrer und Lehrerinnen in Tansania werden sich ganz neue Möglichkeiten der Unterrichtsgestaltung ergeben, wenn sie in ihrem Unterricht auf unseren Recyclingcontainer zugreifen können. Um ihnen das Unterrichten mit dem Container zu erleichtern, arbeiten wir an Vorschlägen zur Unterrichtsgestaltung und stellen Hintergrundinformationen zur Verfügung. Diese werden, gemeinsam mit Betriebsanleitungen für die Maschinen, in einem Handbuch zusammengefasst. Um den Zugang für die Lehrkräfte zu vereinfachen, werden diese in Englisch und Kisuaheli zur Verfügung stehen. Geplant ist außerdem, dass eine Person des Programms Weltwärts die Lehrkräfte unterstützt und die Maschinen wartet.
Um dieses Teilprojekt Unterrichtsmaterialien voranzubringen, haben sich vier Mitglieder unseres Vereins vom 30. August bis zum 1. September in Göttingen getroffen. Mit guter Laune und dem wohltätigen Zweck vor Augen wurden Quellen zusammengetragen, Texte mit Hintergrundinformationen verfasst und Grafiken erstellt. Unterrichtsmaterialien aus unserer Schulzeit verfügen immer über Beispiele, die auf die europäische Zivilisation ausgerichtet sind. Außerdem muss die Ausstattung der Schulen in Tansania besonders berücksichtigt werden. An deutschen Schulen gehören Kopierer und Beamer zur Standardausrüstung, in den Usambarabergen hingegen hat die Lehrkraft häufig nur eine Tafel zur Verfügung.
Die Arbeit an unseren Maschinen für den Werkstattcontainer geht stetig voran. Die Spritzgussmaschine hat ihren ersten Funktionstest bestanden. Wir werden auf auf dem Markt der
Nachhaltigkeit in Heide (9-13 Uhr) oder bei Rock am Töschen (ab 16 Uhr) in Sankt Annen jeweils am 25.05.2019 die Prototypen unseres Recycling-Projekts
vorführen und sie mit allen Interessierten auf Herz und Nieren testen.
Zugegeben, das Wetter hatten wir uns etwas anders vorgestellt, trotzdem gingen wir voller Tatendrang ans Werk:
Mitte April stand unser Vereinswochenende an, um das Plastikprojekt voranzutreiben. Dazu trafen wir uns am Freitagnachmittag, um in Kleingruppen vom Zusammenbau der Maschinen zum Plastik-Recycling bis hin zur Pflege der Website und der Fördermittelakquise alles in Angriff zu nehmen.
Zum Glück werden wir von allen Seiten tatkräftig unterstützt. Beim Bau der Spritzgussanlage und des Plastikschredders war dies ein unglaublicher Vorteil. Wir konnten nicht nur verschiedene Werkstätten im Dorf nutzen, sondern auch auf handwerkliches Können und technisches Wissen zurückgreifen.
Doch nicht nur handwerkliches Geschick ist bei unserem Projekt gefragt. Wir bereiten das Thema Kunststoff für den Unterricht in Tansania auf. Hier gibt es vieles zu bedenken. So kann ein Lehrer oder eine Lehrerin in Tansania zum Beispiel keinen Kopierer benutzen. Es gibt lediglich eine Tafel und einen Raum voller lernwilliger Schüler und Schülerinnen.
Bei unserem letzten Besuch in den Usambara-Bergen war das Stromnetz in den Dörfern nur sporadisch ausgebaut. Die Zuverlässigkeit der Stromversorgung ist ein Problem in den ländlichen Gegenden Tansanias. Wir haben uns dafür entschieden, die Stromversorgung der Recyclingwerkstatt im Container über eine Photovoltaikanlage vollständig vom Versorgungsnetz unabhängig zu betreiben.
Inspiriert wurden wir zu diesem Projekt durch die Kunststoffschmiede Dresden sowie Precious Plastic.
Aktualisiert am 05.06.2019 / Inke Kühl